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Blended Learning: Unternehmen arbeiten zukünftig hybrid
Die Zukunft der Arbeitswelt ist hybrid. In jüngster Zeit wurden zahlreiche Untersuchungen über die Zusammensetzung des modernen Arbeitsplatzes durchgeführt und alle sind sich einig: Die meisten Unternehmen werden nach der Pandemie weiterhin eine Mischung aus Arbeit im Büro und Home-Office anbieten. Obwohl aber die CEOs wissen, dass die Zukunft der Arbeitswelt hybrid ist, bereiten sich überraschend wenige auf diesen Wandel vor. Ein Bericht der Unternehmensberatung McKinsey hat ergeben, dass zwar neun von zehn Führungskräften angeben, dass sie ein hybrides Arbeitsmodell einführen wollen, aber nur ein Drittel von ihnen eine umfassende Vorstellung davon hat, wie dieses neue Modell aussehen wird.
Wie revolutioniert Blended Learning den Arbeitsplatz?
Unternehmen müssen anfangen, darüber nachzudenken, wie sie das hybride Arbeitsmodell strukturieren wollen, während die L&D-Teams die Auswirkungen des hybriden Arbeitsmodells auf das Unternehmen identifizieren müssen. Eine „blended“ (dt. gemischte) Belegschaft erfordert und benötigt „blended learning“. Sie benötigen eine Kombination aus Online- und Präsenzschulungen, die auf die organisatorischen, individuellen Bedürfnisse und Lernpräferenzen zugeschnitten ist.
Die Liste der aktuellen L&D-Herausforderungen des Learning and Performance Institute führt den hybriden Wandel als drittwichtigste Herausforderung auf. Allein das zeigt die Dringlichkeit dieses Themas.
E-Learning vs Blended Learning
Einige Unternehmen verfolgen bereits einen proaktiven Ansatz bei der Personalplanung, um das Beste aus diesem neuen Hybridmodell herauszuholen. Im März dieses Jahres veröffentlichte Microsoft seinen 2021 Work Trend Index welcher zeigte, dass das hybride Arbeiten die nächste große Herausforderung darstellt, die mit der Aufgabe also die Verlagerung von Büroarbeit auf Home-Office gleichzusetzen ist, als Corona im Jahr 2020 weltweit Lockdowns auslöste. Eine der wichtigsten Erkenntnisse des Berichts ist, dass die Mitarbeiter die goldene Mitte finden wollen: also die Möglichkeit, flexibel von einem Ort ihrer Wahl aus zu arbeiten (73 % der Befragten) und gleichzeitig die Möglichkeit, sich mit Kollegen persönlich zu treffen und im Büro zusammenzuarbeiten (67 %). Die Botschaft ist demnach klar: Die Menschen wünschen sich Home-Office, aber auch die Zeit, um aufeinander zu treffen, zusammenzuarbeiten, zu kommunizieren und voneinander und miteinander zu lernen.
Einer der Gründe dieser Mentalität ist „Digital Fatigue“ (dt. Ermüdung aufgrund von exzessiver Nutzung digitaler Endgeräte). Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die das wachsende Problem davon aufzeigen. Eine wissenschaftliche Fallstudie mit dem Titel "Impact of digital surge during Covid-19 pandemic: A viewpoint on research and practice" spricht über die Stresssymptome, die von der übermäßigen Nutzung digitaler Arbeits-Tools zurückzuführen sind. Die Publikation "Zoom Exhaustion & Fatigue Scale" hebt die Probleme hervor, die durch die rasche Einführung von Zoom während der Pandemie verursacht wurden. Im Dezember 19 gab es etwa 10 Millionen Zoom-Teilnehmer pro Tag, die im März 2020 auf 200 Millionen und im April 2020 auf 300 Millionen angestiegen sind.
Zu viele Zoom- und Teams-Anrufe, sich hinziehende Online-Meetings und ein allgemeiner Anstieg des Online-Verkehrs sind die Ursachen für diese digitale Müdigkeit. Home-Office hat durchaus seine Vorzüge, aber es ist auch genauso wichtig, im Büro zu sein, um mit Kollegen und Gleichgesinnten vor Ort zusammen arbeiten zu können. Die Verlagerung zum Mobile Office hat zwar die digitale Revolution ermöglicht, aber sie hat auch dazu geführt, dass viele Menschen erkannt haben, dass ein hybrider Arbeits- und Lernansatz letztendlich die besten Ergebnisse liefert, sowohl für das Individuum als auch für das gesamte Unternehmen.
Im September 2021 hat das Chartered Institute for Personnel and Development (CIPD), die Mitgliedsorganisation für Personal- und L&D-Fachleute, einige Leitlinien und Empfehlungen für hybrides Arbeiten veröffentlicht. Darin gibt es einen Abschnitt über die Kommunikation, in dem das CIPD den Einsatz asynchroner Tools empfiehlt, um den zunehmenden Bedarf von langen Online-Meetings entgegenzuwirken. Der Einsatz von solchen Kommunikationstools wie Slack oder Teams ermöglicht den Mitarbeitern, die Zeit, die sie in Online-Meetings verbringen, zu reduzieren.
Die Freiheit die eigene Arbeits- und Lernmethode entscheiden zu können, sind am modernen Arbeitsplatz von entscheidender Bedeutung. Die Mitarbeiter sollten wählen können, was sie lernen, wie sie es lernen, wo und wann. So wünschen sie sich vielleicht Präsenzschulungen für lehrreiches und praktisches Lernen oder eben doch effektives, digitales Lernen, das Interaktion und das Experimentieren ermöglicht. Jedoch könnten sie auch einfach bevorzugen mit Gleichaltrigen nicht nur forschendes Lernen durchzuführen aber auch bei Fallbeispielen gemeinsamen Lösungsansätze zu finden. Der CIPD-Bericht über hybrides Arbeiten empfiehlt außerdem, dass Organisationen "regelmäßige soziale und menschliche Kontakte fördern sollten, um das Engagement der Mitarbeiter und die Teambildung zu unterstützen". Dabei kann es sich um Teambesprechungen handeln, aber auch um Trainingsinterventionen oder einfachen Networking-Treffen.
Warum wir Blended Learning zukünftig brauchen werden
Es gibt eigentlich keine festen Regeln, außer dass Blended Learning die gleiche Herangehensweise erfordert wie jeder andere Lernansatz. Warum findet das Lernen statt? Was soll damit erreicht werden? Was ist das Problem, das gelöst werden muss? Was ist messbar? Viele andere Fragen werden mit diesem Thema assoziiert.
Ein weiteres interessantes Ergebnis des Microsoft-Berichts ist, dass vor allem eine Generation die Auswirkungen des Home-Office zu spüren scheint - die Generation Z, also die 18- bis 25-Jährigen. Eine beträchtliche Anzahl (60 %) gibt an, dass ihnen diese Umstellung enorm schwerfällt und sie dabei an ihre Grenzen stoßen würden. Stattdessen wünschen sie sich mehr persönlichen Kontakt mit ihren Kollegen.
Zwischenmenschliche Interaktion ist am Arbeitsplatz von entscheidender Bedeutung, egal ob es sich um den Arbeitsplatz von gestern, von heute oder von morgen handelt. Menschen arbeiten gerne zusammen, kommunizieren gerne und arbeiten ebenso gerne im Team. Das kann schwer zu erreichen sein, wenn alle allein von zu Hause aus ihre Arbeit verrichten, wie die Pandemie bewiesen hat. Hinzu kommt die Tatsache, dass ein großer Teil des Lernens informell stattfindet. Es passiert tagtäglich, im Workflow, im Büro und in Lernumgebungen, wenn Menschen Informationen, Ideen und Wissen miteinander austauschen. Ein großer Teil dieses Lernens ist unbewusst und kann vor Ort oder online stattfinden. Dieser Prozess ist aber in einer reinen Online-Umgebung schwer zu reproduzieren.
Informelles Lernen, auch Learning on the Job genannt, ist besonders wichtig für Individuen, die am Anfang ihrer Karriere stehen, wie die Millenials oder weitere Newcomers, die in ein neues Unternehmen oder eine neue Branche eingetreten sind. Sie müssen sich dieses informelle Lernen zunutze machen und sie müssen in der Gemeinschaft des Unternehmens integriert sein. Sie müssen auch motiviert und gefördert werden, sich mehr Kompetenzen anzueignen, um ihren Arbeitsprozess zu optimieren- schließlich sind die Generation X und die nachfolgenden Jahrgänge die künftigen Führungskräfte und Manager, sodass es von entscheidender Bedeutung ist, dass sie im Laufe ihrer Karriere möglichst viele Kompetenzen und Informationen erwerben.
Leider hat Home-Office zu einer Zunahme des Silo Denkens geführt, sodass sich viele von Kollegen, Managern und generell von ihrem Arbeitsplatz isoliert fühlen. Dies hat Auswirkungen auf das Individuum und Organisationen, da genau dieses Gemeinschaftsgefühl eigentlich ausschlaggebend ist für den Erfolg des Unternehmens. Sie helfen den Menschen in vielerlei Hinsicht - den Überblick zu behalten, zu verstehen, was in anderen Abteilungen und Organisationen vor sich geht, innovativ zu sein, Peer-to-Peer-Lernen zu implementieren und vieles mehr.
Vor diesem Hintergrund müssen die Lernteams Maßnahmen konzipieren, die Menschen zusammenbringen und die Bildung und die Entwicklung des Gemeinschaftsgefühl fördern können. Diese Interventionen können digital oder in Präsenz erfolgen oder eine Kombination aus beidem sein, aber sie müssen auf jeden Fall in die Lernstrategie integriert werden. Effektive Blended-Learning-Programme stellen sicher, dass die Mitarbeiter miteinander, mit den Lehrkräften und Schulungsleitern interagieren, damit sie sich auf einer tieferen Ebene mit dem Lernen und ihren Netzwerken auseinandersetzen können.
Fazit
Die Schlussfolgerung daraus ist, dass eine Kombination von Lerninterventionen erforderlich ist. Die Mitarbeiter wollen offline und online lernen. Vor allem wollen sie, dass das Lernen sich als effektiv erweist, wodurch sie besser arbeiten und ihre Karriere voranbringen können. Und wenn es ihnen eben gleichzeitig hilft, mit Kollegen und Gleichgesinnten in Kontakt zu treten, dann verfolgen sie den richtigen Ansatz dafür!
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